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Technologie und Recht: Der Ausdruck "Law and Technology" bezieht sich in der Wirtschaftswissenschaft auf die Erforschung der Überschneidung von rechtlichen Rahmenbedingungen und technologischen Fortschritten, die sich auf wirtschaftliche Aktivitäten auswirken. Dazu gehört die Art und Weise, wie Gesetze technologische Innovationen regeln, z. B. Rechte an geistigem Eigentum, Datenschutzbestimmungen und Kartellgesetze, die sich auf Marktdynamik, Innovation und Wirtschaftswachstum auswirken. Siehe auch Technologie, Recht, Wirtschaftswachstum.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Wirtschaftstheorien über Technologie und Recht - Lexikon der Argumente

Parisi I 170
Technologie und Recht/Wirtschaftstheorien/Wangenheim: Die Erkenntnisse aus der Zusammenführung der Nachfrage- und Angebotskräfte, die die Evolution des Rechts antreiben, sind jedoch viel größer, wenn man berücksichtigt, dass die Evolution des Rechts nicht nur die Zwänge des Verhaltens verändert, sondern auch Innovationen kanalisiert (Witt,1987)(1) und die Interessen der Individuen an der Veränderung des Rechts beeinflusst.
Rückkopplungsschleifen: Mit solchen Rückkopplungsschleifen kann die Evolution des Rechts ihre klare Richtung verlieren, was Cooter und Kornhauser (1980)(2) und Whitman (2000)(3) der Stochastizität in der Rechtsentwicklung zugeschrieben haben. Interessanterweise hat keiner der wenigen Autoren, die versucht haben, sich mit solchen Rückkopplungsschleifen zu befassen, den Grad der Effizienz als sich entwickelnde Eigenschaft des Rechts untersucht, sondern eher den Grad, in dem das Recht Innovation reguliert und behindert oder Diskriminierung bekämpft. Lee (1991)(4), Woeckener (1993)(5) und Wangenheim (1993(6), 1995(7)) untersuchen die Entwicklung des Grades der Regulierung durch das Gesetz und wie dies mit der Entwicklung der Innovationsfähigkeit von Unternehmern interagiert.
Lee: Lees Ansatz steht ganz in der Tradition des Standard-Lotka-Volterra-Modells und führt zu einem eindeutigen stabilen Gleichgewicht der Ko-Evolution von Regulierung und Innovativität. Um diese Stabilität zu erreichen, muss Lee annehmen, dass konkurrierende Unternehmer sich gegenseitig in ihrer Innovationsfähigkeit behindern - eine Annahme, die im krassen Gegensatz zu den üblichen Vorstellungen über Wettbewerb und unternehmerische Innovationsfähigkeit steht.
Woeckener: Woeckener gibt diese Restriktion auf und findet in der Folge, dass das Gleichgewicht weder eindeutig noch stabil sein muss. Neben Pfadabhängigkeiten, die aus multiplen Gleichgewichten resultieren, können in seinem Modell auch anziehende Grenzzyklen von oszillierenden Regulierungs- und Innovationsgraden entstehen. Wangenheim zeigt eine noch reichere Menge an möglichen Attraktoren.
Sowohl Woeckener als auch Wangenheim stützen sich auf eine Mikrofundierung ihrer makroskopischen Bewegungsgleichungen.
Wangenheim: Allerdings bezieht sich Wangenheims Modell stärker auf die oben diskutierten nachfrage- und angebotsseitigen Ansätze zur Rechtsentwicklung als Woeckener, der sich ausschließlich auf Modelle aus der politischen Ökonomie stützt.
Effizienz: (...) weitere Forschungen sollten sich auf die Effizienz als den evolutiven Aspekt des Rechts konzentrieren, um den Grad der Regulierung zu ergänzen. Offensichtlich muss der Begriff der Effizienz angepasst werden, wenn Recht technologischen Wandel induziert, da sich statische Effizienz ändert, wenn sich die Technologie ändert. Nur mit einem solchen dynamischen Effizienzbegriff wäre es möglich, die bereits beschriebenen Evolutionsmodelle zu verwenden, um die evolutionäre Interaktion zwischen Recht und Technologie zu untersuchen. Basierend auf solchen ko-evolutionären Modellen könnte ein neuer Vergleich der relativen Effizienz von Gewohnheitsrecht und Zivilrecht gefunden werden, vielleicht aufbauend auf dem Modell von Georgakopoulos (1997)(8) mit seiner exogen gegebenen Veränderung dessen, was effizient ist.
Modelle: Wir brauchen keine ökonometrischen Studien darüber, wie effizient das Recht aktuell ist oder zu einem bestimmten Zeitpunkt war, sondern Studien über den Wandel des Rechts, seine Determinanten und seine Auswirkungen. Drei Beispiele für solche Studien sind die von Pistor et al. (2003)(9), die den Wandel des Gesellschaftsrechts untersuchen; Eckardt (2001)(10), der einen Überblick darüber gibt, wie sich das deutsche Deliktsrecht, insbesondere das Unfallrecht, mit verschiedenen Technologien entwickelt hat; und Khan (2004)(11), der ein ähnliches Unterfangen für das amerikanische Patent- und Urheberrecht in Wechselwirkung mit der Entwicklung der Transportindustrie, der frühen Telekommunikation (Telegrafie) und der medizinischen Technologien unternimmt.

1. Witt, U. (1987). "How Transaction Rights Are Shaped to Channel Innovativeness." Journal of Institutional and Theoretical Economics 143: 180-195.
2. Cooter, R. D. and L. Kornhauser (1980). "Can Litigation Improve the Law without the Help of Judges?" Journal of Legal Studies 9: 139—163.
3. Whitman, D. G. (2000). "Evolution of The Common Law and the Emergence of Compromise." Journal of Legal Studies 29: 753-781.
4. Lee, L. W. (1991). "Entrepreneurship and Evolution: Dynamics and Political Economy."
Journal of Evolutionary Economics 1: 219-235.
5. Woeckener, B. (1993). "Innovations, Externalities and the State: A Synergetic Approach."
Journal of Evolutionary Economics 3:225-248.
6. Wangenheim, G. v. (1993). "The Evolution of Judge-Made Law." International Review of Law and Economics 13: 381-411.
7. Wangenheim, G. v. (1995). Die Evolution von Recht. Tübingen: Mohr.
8. Georgakopoulos, N. L. (1997). "Predictability and Legal Evolution." International Review of
Law and Economics 17:475-489.
9. Pistor, K., Y. Keinan, J. Kleinheisterkamp, and M. D. West (2003). "Innovation in Corporate
Law." Journal of Comparative Economics 31:676-694.
10. Eckardt, M. (2001). Technischer Wandel und Rechtsrevolution. Tübingen: Mohr.
11. Khan, B. Z. (2004). "Technological Innovations and Endogenous Changes in U.S. Legal Institutions, 1790-1920." NBER Working Paper 10346.


Wangenheim, Georg von. „Evolutionary Law and Economics.” In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Bd. 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University Press


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Wirtschaftstheorien

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017

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